Inner beauty Bodypainting – „Innere Schönheit“ auf dem „Bodypaintingday“
Inner Beauty Bodypainting auf dem Bodypaintingday… Der „Bodypaintingday“ wurde 2014 in New York von dem Künstler Andy Golub aus der Taufe gehoben. Anders als bei den Bodypainting-Festivals ging es bei dieser Kunstaktion nie darum, mit ausgefeilter Technik eine Jury zu beeindrucken, um dann einen Sieger zu küren.
Dieses Bodypainting-Happening hatte von Beginn an einen wesentlich subversiveren Ansatz. Andy Golub hatte sich vor Gericht in New York die Genehmigung erstritten, völlig nackte Menschen (wie Du und ich) in der Öffentlichkeit bemalen zu dürfen.
Die Radikalität mag manchen überraschen, vielleicht sogar irritieren. Aber Andy Golub hatte den Bodypaintingday nicht als Geldmaschine konzipiert. Vielmehr ging es von Anfang an darum, die Freiheit der Kunst auch für die oft verkannte Kunstform Bodypainting einzufordern.
Am 20. August 2016 fand nun auch ein internationaler „Bodypaintingday“ unter dem Motto „Inner Beauty“ in Amsterdam, NL statt. Bodypainting-Künstler, -models und Fotografen kamen aus USA, den Niederlanden, Italien, Schweden, Irland, Deutschland …

Für diesen Anlaß hatten wir ein Konzept für 2-3 Bodypainting-Models entwickelt, das die Visualität aufbrechender Lava mit dem Gedanken vernetzter Herzen verbindet.

Staus und die Parkplatzsituation vor Ort machten uns allerdings bei der Anfahrt einen dicken Strich durch die Rechnung. Wir kamen ca. 1,5 Std. zu spät. Bei unserer Ankunft gab es zunächst keine Models mehr.

Schließlich ergab es sich, dass ein freundlicher weisshaariger Herr aus Utrecht mit Namen Marcel sich spontan als Bodypainting-Model meldete.

Mit nur einem Model hatten wir nun auch keinen Zeitdruck mehr und konnten zeitgleich mit den anderen Bodypaintern unser Werk vollenden…

Es folgte ein „Performance-Walk“ aller Models und Künstler zum „Iamsterdam“-Schriftzug vor dem Rijksmuseum und eine abschließende Bootsfahrt durch die Grachten.

Viele Besucher fotografierten oder wollten sich mit den bunten Menschen fotografieren lassen.

Das Bodypainting-Happening in Amsterdam war eine besondere Erfahrung, die sich nicht mit den üblichen Formen der Präsentation von Bodypainting-Kunst vergleichen läßt. Die Vielzahl der unbekleideten bunten Menschen etablierte eine andere Normalität.

Die Unterschiedlichkeit der Körper wurde zu einer alltäglichen, neutralen Erscheinung. Nacktheit entkoppelte sich komplett von Sexualität und wurde zu einem Einzelaspekt des bemalten Menschen.

Die alltägliche Gefangenheit der Menschen in sexuell aufgeladenen Wechselwirkungen zeigte sich deutlich auch in einer kurzen Begegnung, die wir hier schildern möchten…
Ein männliches Model mußte nach dem Rundgang schnellstens sein Flugzeug noch erreichen und hatte sich für den Fußweg durch die Stadt eine graue Boxershorts übergezogen. Als eine Passantin ihn fotografieren wollte, zog er die Hose wieder herunter um das ganze Bodypainting zu präsentieren.
Scheinbar geschockt davon bedeckte die Frau ihre Augen mit einer Hand und fotografierte dennoch mit dem Handy in der anderen. Die Aktion des Herunterziehens der Hose hatte offenbar den Reflex ausgelöst, die Augen zu bedecken: anerzogenes Schamgefühl kontra Voyeurismus.


Die fröhliche, gelöste Wechselwirkung zwischen Models, Passanten und Bodypaintern ist das Ergebnis einer hohen kommunikativen Leistung, die gemeinsam erbracht wurde.

Die Models fühlten sich bemalt nicht mehr nackt und auch für uns Bodypainter verlor während des Bemalens der nackte Körper schnell jede Brisanz und Fremdheit.

Nicht die technisch anspruchsvolle Malerei stand hier im Vordergrund, sondern die zwischenmenschliche Interaktion in der Öffentlichkeit, die Überwindung anerzogener innerer Schranken bei Künstlern, Bemalten und Publikum.

Die vielen kleinen Begegnungen und Reaktionen beim Publikum belegten die gesellschaftlich Bewußtseins-verändernde Qualität öffentlichen Bodypaintings.

Der Tabubruch in der Öffentlichkeit verlieh dieser Kunstaktion ihre kommunikative Stärke, eine Energie, die nötig ist, um das Werk über die Schwelle des Banalen einer Idee von schön, bunt und nackt zu heben und miteinander in Wechselwirkung zu kommen.

Das hintergründige Thema zeigte sehr gut die generelle Funktionsweise von Bodypainting auf. Von Bodypainting zu Bodypainting wird das künstlerische Thema immer wieder neu benannt, aber letztlich ist es immer nur der Aufhänger zur visuellen Formulierung der „inner beauty“, der inneren Schönheit.
Mehr Informationen über den „Bodypaintingday“ finden Sie hier: http://bodypaintingday.org/
Wir bedanken uns recht herzlich bei David Hegarty, Viola Simons und Harald Berenfänger für die freundliche Überlassung der Fotos!